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Die Geschichte

Die Stadt Steinheim investierte Anfang des 20. Jahrhunderts für den Schulneubau an der Hollentalstraße, einschließlich Grundstück, runde 83.000 Mark. Eine überschaubare Investition, die sich mit heutigen Größenordnungen schwer vergleichen lässt. Die Grundsteinlegung erfolgte am 16. Juli 1900. Die Bauzeit betrug ein gutes Jahr. „Am 10. Juli 1901 wurde das neue Volksschulhaus feierlich eingeweiht und am folgenden Tage in Benutzung genommen. Das Gebäude ist mit einer Umwehrungsmauer versehen und in seiner schönen und zweckmäßigen Einrichtung eine Zierde der Stadt.“ wurde in der Stadtchronik damals vermerkt. Mehr als ein halbes Jahrhundert lang erhielten hier Steinheimer Kinder Unterricht in Lesen, Schreiben und Rechnen.

Berufsschule

1956 verkaufte die Stadt Steinheim dieses Gebäude an den Kreis Höxter, damit dieser darin eine Kreisberufsschule in Steinheim einrichten konnte. Endlich konnte die Berufsschule aus vier verschiedenen Gebäuden hier zusammengelegt werden. Das Bild der alten Volksschule verschwand. Am Dachstuhl wurden die Schornsteine und Giebelausbauten mit ihren Verzierungen entfernt. Das Dach wurde nach allen vier Seiten zu einem überhängenden Walmdach verlängert. Dieser Zeit ist auch das markante, gläserne, offene Treppenhaus zwischen Altbau und Erweiterungstrakt zu verdanken.

Am 15. Januar 1960 wurde die neue Steinheimer Berufsschule im Beisein zahlreicher Ehrengäste feierlich eingeweiht. Als Kreisberufsschule existierte sie etwas mehr als 13 Jahre an der Hollentalstraße. Aber mittlerweise wurde die Berufsausbildung von der Kreisverwaltung in Brakel konzentriert, so dass der Standort Steinheim allmählich ausgedünnt wurde.

Nachdem am 6. Juni 1973 die letzte Klasse der Berufsfachschule für Kinderpflegerinnen entlassen wurde, hatte das berufliche Schulwesen in Steinheim seinen endgültigen Abschluß gefunden.

Förderschule

1972 brachte die Stadt Steinheim in dem Gebäude eine Förderschule mit dem Schwerpunkt Lernen unter. Auch das neu gegründete Gymnasium unterrichtete in den Jahren 1973 bis 1975 in seiner Anfangsphase dort, bevor es dann in einen Neubau an der Stettiner Straße umziehen konnte. 1974 wurde das Berufsschulgebäude vom Kreis Höxter zurück gekauft.

Der damalige Schulausschussvorsitzende Wilhelm Gemmeke erinnert sich: „Die Städte Marienmünster, Nieheim und Steinheim unterhielten in Eversen eine Förderschule, die wegen der notwendigen Erweiterung einen neuen Standort suchte. Weil wir gleichzeitig um die Errichtung eines städtischen Gymnasiums kämpften, haben wir für beide Schulen, Förderschule und Gymnasium, die alte Volksschule angeboten. Es hat sich gelohnt! Trotz knapper Kassen (Ausgleichsstock) wurden der Stadt beide Schulen genehmigt.“

Die Form des Gebäudes hat sich bis in die Gegenwart erhalten. Seine Funktion wurde laufend modifiziert. Es beherbergte mit seinen Erweiterungsbauten in den Jahren wechselnde Nutzer. Aus der Volksschule wurde die Berufsschule, aus der Berufsschule das Gymnasium und als das in seine neuen Räume an der Stettiner Straße zog, gab es genügend Platz für die Förderschule Lernen: die Friedrich-Wilhelm-Weber-Schule.

Kultur(zentrum)

Noch bevor die Friedrich-Wilhelm-Weber-Schule 2016 nach 45 sehr erfolgreichen Jahren ihren letzten Jahrgang an Schülerinnen und Schülern mit besonderem Förderbedarf beim Lernen entlassen hatte, war abzusehen, dass das Gebäude nicht das Schicksal vieler abzuwickelnder Schulen teilen würde. Drohte der Leerstand doch eigentlich nie. Denn die Musikschule, die Volkshochschule und die Bücherei nutzten ja bereits Räume in der Schule an der Hollentalstraße.

Diese Nutzung sollte nun fortgesetzt, überdacht und erweitert werden. Also: „… was tun mit einer alten Schule, die als solche nicht mehr gebraucht wird, deren Bausubstanz aber gut und die Architektur stadtbildprägend ist?" - Mit dieser Leitfrage ging der Rat der Stadt daran, Planungen zur Sanierung und Umnutzung des Gebäudes in Auftrag zu geben. Schon im November 2013 wurde im Haupt- und Finanzausschuss ein Ausblick auf die Weiterführung des Programms „Stadtumbau West“ gegeben, der die Umnutzung der Förderschule als ein mögliches förderfähiges Projekt mit einschloss. Als dann die Förderwürdigkeit in diesem Rahmen anerkannt war, konnte das Architekturbüro von Rainer Krekeler aus Steinheim den ausgeschriebenen Wettbewerb für sich entscheiden. Erste Pläne wurden dem Rat und der Öffentlichkeit bekanntgegeben. Nach dem Spatenstich am 1. Juli 2017 begannen endlich die Bauarbeiten.

Rainer Krekeler wies auf ihre Besonderheiten hin: „Bauen im Bestand war schon immer für eine Überraschung gut und dann noch das Ganze bei laufendem Betrieb, dies hat den Nutzern – der Musikschule bzw. der Bücherei, die während der Bauzeit im Gebäude verblieben – aber auch den Handwerkern und uns Planern eine Menge abverlangt.“ Die gesamte Nutzfläche über die 3 Etagen beträgt ca. 2000 m² und ergibt einen umbauten Raum von fast 10.000 m³. Die barrierefreie Erschließung und Nutzbarkeit des Gebäudes wurden durch die Rampenanlage am Hofeingang und die zentrale Aufzuganlage im Eingangsbereich des Gebäudes neu geschaffen. Als im Februar 2019 die Umbauten fertiggestellt waren, hatte die Stadt Steinheim 2,1 Millionen Euro investiert. Mit den Zuschüssen von Bund und Land in Höhe von 70 Prozent der Investitionssumme ließ sich die Stadt ihr Engagement für Kultur und Bildung immerhin rund 700.000 Euro kosten.

Der Arzt, Politiker und Dichter Friedrich Wilhelm Weber (1813 bs 1894) gab schon der Förderschule seinen Namen. Was lag da näher als diese Namenstradition fortzuschreiben. Zumal Weber immerhin 20 Jahre, von 1867 bis 1887, vor den Toren der Stadt auf Schloss Thienhausen wohnte. Hier vollendete er sein Hauptwerk Dreizehnlinden und trat damit ins Rampenlicht der literarischen Öffentlichkeit. Wer das Werk heute liest, spürt Webers tiefe Naturverbundenheit, seine genaue Menschenkenntnis und seine enorme Sprachbegabung. Auch und gerade deswegen hat der Rat der Stadt Steinheim am 18. Februar 2019 einstimmig für die Namensgebung „Friedrich-Wilhelm-Weber-Forum“ votiert.

Mit einem Tag der offenen Tür am 16. März 2019 war es dann endlich so weit. Das Friedrich-Wilhelm-Weber-Forum wurde unter großer Anteilnahme der Bevölkerung offiziell seiner Bestimmung übergeben.

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